Eine Gitarre ist in vieler Hinsicht einer Frau ähnlich…
Wenn Ihr sie liebt und pflegt, ihr ein schönes Zuhause gebt, wird sie immer lieblich für Euch singen. Behandelt Ihr sie schlecht, schreit sie nur noch und es scheppert. Oder sie verlässt Euch gar ganz….
Gottseidank gibt es bei Gitarren eindeutige Regeln, wie man sie behandeln muss, damit sie sich wohlfühlen .
Aufbewahrung
Grundsätzlich gibt es einige Dinge, die Gitarren nicht gut bekommen:
- Temperaturschwankungen
- Zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit
- Ständige mechanische Belastung
- starke Sonneneinstrahlung
Um diese Einflüsse zu vermeiden, ist der ideale Aufbewahrungsort für eine Gitarre ein guter Koffer in stehender Lage. Wenn Ihr euch das nicht leisten könnt oder die Gitarre optische Akzente in Eurer Wohnung setzen soll, stellt sie in einen guten Ständer oder hängt sie an einer Kopfhalterung auf (wie oft in Geschäften). Für Akustikgitarren gibt es auch spezielle Luftbefeuchter, die man in die Gitarre einhängt. Die ideale Luftfeuchtigkeit für Gitarren liegt zwischen 45 und 55 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit.
Ständige Sonneneinstrahlung setzt dem Lack zu und bleicht ihn aus. Manche Leute finden das cool, manche nicht.
Man sollte die Gitarre nie länger mit dem Kopf oder Hals irgendwo anlehnen, weil sie sich sonst verzieht. Wie man sowas wieder nachstellt, steht weiter unten.
Pflege
Gitarren sind, wie oben schon gesagt, empfindlich. Dementsprechend vorsichtig sollte man bei der Pflege sein. Von scharfen Mitteln oder gar Waschbenzin ist generell abzuraten, da es den Lack angreift. Es gibt am Markt viele verschiedene Mittelchen für die Reinigung und Pflege von Gitarren. Lasst Euch am besten vom Gitarrenhändler Eures Vertrauens beraten.
Vor allem das Griffbrett benötigt öfters mal einen Waschgang, da sich hier Hautabrieb, Handschweiß und Oxydat der Seiten zu einem hartnäckigen Belag vereinen. Ich verwende einfach warmes Wasser mit einem Tröpfchen Spülmittel. Einen festen, fusselfreien Lappen ein wenig darin ein tunken und rubbeln, rubbeln, rubbeln. Das Griffbrett dann schnellstmöglich wieder trocken reiben. Für unlackierte Griffbretter empfiehlt sich anschließend das Einreiben mit speziellem Griffbrettöl. Ich werde demnächst mal ein paar Produkte testen und dann eine Empfehlung abgeben.
Den Rest der Gitarre sollte man am besten trocken reinigen, oder mit speziellen Reinigungsmitteln, die den Lack nicht angreifen. Wenn, dann am besten an der Rückseite testen, ob sich auch nichts verfärbt.
Die Mechaniken und das Vibrato (im Volksmund oft Tremolo) benötigen unter Umständen ab und an ein Tröpfchen Feinmechaniköl. Bei E-Gitarren sammelt sich an den Pickups oft Metallstaub an, der von den Saiten stammt. Dieser hält sich da, weil die PU’s ja magnetisch sind. Am besten mit eine Pinsel weg pinseln oder Mamas Staubsauger verwenden :-O. Pressluft hingegen kann zu mikroskopischen Kratzern führen, wenn kleine harte Staubpartikel unter hohem Druck den Lack entlang fetzen.
Tuning
Ja, so eine Gitarre ist oft verstimmt und man fragt sich worüber (kleiner Scherz am Rande). Das Stimmen einer Gitarre ist eine Kunst für sich, aber man kann es lernen und üben.
Die Saiten einer Gitarre haben eine bestimmte Spannung, eine bestimmte Dicke und eine bestimmte Länge, auf der sie frei schwingen. Diese drei Faktoren bestimmen, bei welcher Frequenz die Schwingung stattfindet. Die Frequenz wird von uns als Tonhöhe wahrgenommen. Nebenbei erwähnt: Das menschliche Ohr nimmt Frequenzen im ungefähren Bereich von 20 bis 20.000 Hertz wahr. Alles darunter spüren wir nur als Vibrationen (wenn laut genug), alles darüber nehmen z.B. Hunde und Insekten aber auch andere Tiere wahr. Unsere Tonleiter hat nun folgende Frequenzen:
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Wie an den beiden As zu sehen ist, verdoppelt sich die Frequenz pro Oktave. Das Verhältnis der Töne in einer Oktave beträgt 21/12. Praktischerweise ist das auch das Verhältnis zwischen einem Bund und dem nächsten auf der Gitarre. Nun müssen wir uns noch Töne raus suchen, nach denen wir unsere Saiten stimmen. Nun gibt es eine Auswahl (Stimmung), die sehr beliebt ist und sich bewährt hat. Von der tiefsten zur höchsten Saite:
E A D G h e
Einfach zu merken für Anfänger mit dem Satz: Ein Anfänger der Gitarre hat Erfolg. |
Nun — dafür gibt es verschiedenen Möglichkeiten. Man kann ein elektronisches Stimmgerät benutzen. Dieses Gerät kann die Frequenz des Tons mit einem Mikrofon oder direkt an die E-Gitarre angeschlossen bestimmen. Es zeigt dann an, ob die Saite richtig gestimmt ist oder nicht. Diese Methode ist zwar schnell und praktisch, man schult aber sein Gehör nicht besonders gut. Außerdem gibt es Leute, die meinen, eine elektronisch gestimmte Gitarre klingt nicht 100% harmonisch. Auch ich zähle zu diesem Personenkreis. Also versuchen wir es mal anders:
Man nehme eine Stimmgabel oder das Instrument eines anderen Musikers, mit dem man zusammen spielen will, und lasse ein A erklingen (Eine A-Stimmgabel schlägt man dazu aufs Knie und hält sie ans Ohr oder die Brücke einer Akustikgitarre). Nun dreht man solange am Wirbel (Das sind die Dinger oben am Kopf der Gitarre) der A-Saite, bis man denkt, sie schwingt nun auf gleicher Tonhöhe wie der Referenzton. Gedreht wird gegen den Uhrzeigersinn, um einen höheren Ton zu bekommen; andersherum, um eine tieferen zu kriegen. Wenn das nicht so funktioniert, sondern andersherum, ist die Gitarre kaputt und man kann sie wegschmeißen. Nein, natürlich nicht! Dann sind die Saiten verkehrt herum aufgewickelt. Wie man das richtig macht, steht hier.
Wenn unsere A-Saite nun richtig schwingt, brauchen wir einen Referenzton für die D-Saite. Wir könnten wieder unseren Kumpel mit dem Flügel fragen, aber der hat ja nicht immer Zeit. Mal kucken… Das D ist 5 Halbtöne vom A entfernt, und zwar nach oben. Wenn wir also die A-Saite im 5. Bund greifen und an zupfen, erklingt ein D. Dann drehst Du wieder solange am Wirbel der D-Saite, bis sie wie das D von der A-Saite klingt. Praktisch, oder? Und nun zum G.
So ein Glück, wieder 5 Halbtöne höher… (ist das der Grund, warum diese Stimmung so beliebt ist ?). Also nun die D-Saite wieder im 5. Bund greifen und am Wirbel der G-Saite drehen. Schon sind wir bei der h-Saite und schon haut das nicht mehr hin.
Das h ist nur 4 Halbtöne vom G entfernt. Naja macht ja nix, dann greifen wir halt im 4. Bund. Zur e-Saite passt wieder alles, 5 Halbtöne Abstand vom h, 5. Bund der h-Saite. Nun fehlt uns nur noch die tiefe E-Saite. Die können wir nach der hohen E-Saite stimmen. Nur eben eine Oktave tiefer.
Es gibt noch 100 andere Arten, eine Gitarre zu stimmen, diese ist meines Erachtens aber die einfachste für Anfänger. Man kann auch direkt mit der tiefen E-Saite anfangen und diese dann auch im 5. Bund greifen um aufs A zu kommen. Geschmackssache .
Bei 12-saitigen Westerngitarren werden die Zusatzsaiten der h und e Saite auf den gleichen Ton wie die Grundsaiten gestimmt. Alle anderen Zusatzsaiten werden genau eine Oktave höher wie die Grundsaite gestimmt.
Saitenlage
Als Saitenlage bezeichnet man den Abstand zwischen Saiten und Griffbrett. Die richtige Einstellung der Saitenlage ist sehr wichtig für die Bespielbarkeit einer Gitarre. Ist sie zu niedrig, scheppern die Saiten auf den Bünden, ist sie zu hoch, braucht man viel Kraft, um die Saiten aufs Griffbrett zu drücken.Im Extremfall werden die Saiten sogar beim Herunter drücken soweit gedehnt, dass sich die Tonhöhe hörbar ändert. Gemessen wird die Saitenlage zwischen dem 12. Bund und der Saite. Einen Richtwert für die Saitenlage gibt es eigentlich nicht. Sie hängt voll und ganz von Deinen Ansprüchen und Deiner Spielweise ab. 2mm sollte man aber möglichst nicht überschreiten. Um so niedriger die Saitenlage, um so einfacher und schneller lässt sich die Gitarre spielen.
Die Saitenlage hängt von der Sattel- und der Brückenhöhe ab. Bei E-Gitarren kann man die Brückenhöhe meist über Einstellschrauben regulieren. Entweder man kann, bei Gitarren mit sogenannter Tune-O-Matic Bridge, die ganze Brücke über zwei Schrauben in der Höhe verstellen oder es gibt für jede Saite einen eigenen Reiter an der Brücke, der über zwei Madenschrauben in der Höhe verstellbar ist. Am besten mit einer hohen Saitenlage anfangen und dann schrittweise runter gehen, bis Ihr denkt, es ist gut. Dabei die Gitarre oft nach stimmen. Die hohen Saiten können eine tiefere Saitenlage haben als die tiefen, da sie ja nicht so stark schwingen.
Bei Akustikgitarren ist die Sache nicht so einfach. Wenn die Saitenlage zu hoch ist, kann man die Brückeneinlage von unten abfeilen. Dazu muß sie aus der Brücke entfernt werden. Diese Arbeit sollte man besser eine Fachmann überlassen.
Intonation
Die Intonation einer Gitarre ist wichtig für den sauberen Klang. Sie ist das Verhältnis zwischen Skalenlänge (also die Gesamtlänge der frei schwingenden Saite) und der Halslänge. Im deutschen Sprachgebrauch wird das oft auch als Bundreinheit bezeichnet. Am einfachsten kann man sich die ganze Sache so vorstellen: Der 12. Bund ist genau die Mitte der Skalenlänge. Schlängt man also die leere E-Saite an und danach die E-Saite am 12. Bund, schwingt die Saite genau auf halber Länge, also mit doppelter Frequenz. Ist das nicht der Fall, dann ist die Intonation nicht sauber, die Gitarre nicht bundrein. Am besten lässt sich das mit einem Stimmgerät überprüfen.
Bei E-Gitarren lässt sich die Intonation mit den Brückenreitern einstellen. Geht für jede Saite folgendermaßen vor:
- Zuerst wird die Saite mit einem Stimmgerät möglichst exakt gestimmt.
- Wenn die Leersaite genau richtig schwingt, greift man die Saite mit wenig Druck im 12. Bund und überprüft wieder mit dem Stimmgerät die Schwingung.
- Schwingt der Ton im 12. Bund zu hoch, muss die Skalenlänge verlängert werden, der Reiter wird also nach hinten (weg vom Hals) verschoben. Dazu dreht man an der Schraube, auf der der Reiter sitzt. Danach beginnt man die Prozedur von neuem, also wieder die Leersaite stimmen usw.
- Ist der Ton im 12. Bund zu niedrig, muss man den Reiter nach vorn (Richtung Hals) verschieben.
Diese Prozedur wird mit jeder Saite einzeln durchgeführt. Das Einstellen der Intonation wird immer dann nötig, wenn man die Saitenstärke wechselt oder die Halsneigung nachstellt.
Halsneigung
Die Neigung bzw. Krümmung des Halses muß ab und an nachgestellt werden. Ein reiner Holzhals kann der Saitenspannung von ca 50-60 kg nicht ewig standhalten. Er verzieht sich irgendwann nach vorne. Deshalb erfand Ted McLiugh, Angestellter von Gibson, 1921 den Trussrod. Das ist ein Stahlgestänge im Hals, mit dem sich die Neigung einstellen lässt. Der Trussrod spannt den Hals gegen die Saitenkraft und stellt so eine zusätzliche Gegenkraft dar. Mit Spannung sollte die Saite, wenn man auf den ersten und letzten Bund des Griffbretts aufdrückt, am 7. Bund ca. 1 mm Luft haben. Dies garantiert eine optimale Schwingung ohne lästiges Scheppern. Sollte die Saite mehr Abstand haben, muss man die Trussrodmutter mit viel Gefühl (immer nur Vierteldrehungen) etwas anziehen. Sollte der Hals zu gerade sein, muss man die Mutter etwas lockern. Anziehen geschieht im Uhrzeigersinn, Lockern gegen den Uhrzeigersinn. Das Holz braucht einige Zeit, um sich auf die neuen Spannungsverhältnisse einzustellen. Dreht, wie schon gesagt, immer nur eine Vierteldrehung. Danach erst mal die Gitarre stimmen, etwas warten, dann wieder stimmen und dann die Halsneigung nochmals überprüfen. Natürlich bitte nur den passenden Schlüssel verwenden. Der Ausbau eines solchen Trussrods, wenn zum Beispiel die Mutter abgerissen ist, ist irre teuer und muss nicht sein.